„Weiterbildungsverbünde sind keine Selbstläufer, sondern kontinuierliche Beziehungs- und Netzwerkarbeit"

Das Projekt MEKA-BB ist einer von bundesweit 54 durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert geförderten Weiterbildungsverbünden und wird durch das Brandenburger Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie kofinanziert. Dr. Evelyn Schmidt-Meergans ist Projektleiterin des Weiterbildungsverbunds Berlin-Brandenburg, der vom IBBF, dem Zentrum Aus und Weiterbildung GmbH Ludwigsfelde-Luckenwalde (ZAL) und der Gesellschaft zur Förderung von Bildungsforschung und Qualifizierung mbH initiiert wurde. Sie berichtet über den aktuellen Stand und über die Pläne zur Erweiterung und Verfestigung des Verbundes in der zweiten Projekthalbzeit.

Wie hat sich das Projekt bislang entwickelt?

Prächtig, wir sind sehr zufrieden! Unser Weiterbildungsverbund konnte auf ein bestehendes Netzwerk der Verbundausbildung bei ZAL in Ludwigsfelde zurückgreifen. Trotzdem war die Konstituierung des Verbundes im Januar dieses Jahres – also zur Projekthalbzeit – kein Selbstläufer, sondern kontinuierliche Beziehungsarbeit. Das Vertrauen zwischen den Unternehmen musste ja erst aufgebaut werden. Wie gesagt, der Verbund als solcher ist gegründet – mit Statut, Commitment; es gibt einen festen Stamm von Unternehmen, regelmäßige Verbundtreffen, an denen auch die regionalen Arbeitsmarktakteure wie Wirtschaftsförderung, Kammern etc. teilnehmen. Und – das ist mir ganz wichtig: es gibt ein großes Interesse der Bundesagentur für Arbeit an der Kooperation mit unserem Weiterbildungsverbund und eine rege Teilnahme an unseren Veranstaltungen.

Wie viele und welche Art Unternehmen umfasst MEKA-BB zurzeit?

Mit der Konstituierung des Verbundes im Januar gibt es einen festen Stamm an Unternehmen aus Berlin und Brandenburg mit einem Schwerpunkt in der Metall- und Elektroindustrie. Dazu gehören solche Unternehmen wie Dr. Schiller Walz- und Werkzeugtechnik GmbH, Grädler Fördertechnik GmbH, Microvast GmbH, Pulverlackierung Sarnoch GmbH, Rosenbauer Deutschland GmbH, Wielton GmbH. Aber auch die Medizintechnik ist in unserem Verbund mit der Medivitalis Reha- und Medizintechnik GmbH und GMH-medical GmbH vertreten. Darüber hinaus gehören auch zwei Personaldienstleister/Zeitarbeitsfirmen zum Verbund (Randstad Deutschland GmbH & Co. KG und ZAA ZeitArbeitsAgentur GmbH Ludwigsfelde). Weitere Unternehmen haben bereits Interesse gezeigt; eine Erweiterung des Verbundes ist jederzeit möglich. Wir sind da offen.

Welche Weiterbildungsbedarfe haben sich insbesondere ergeben?

Ausgangspunkt für die Bedarfsfeststellung in den Unternehmen ist ein definierter Begleitprozess: Wir beginnen mit einem Erstgespräch und holen die Unternehmen dort ab, wo sie stehen; wir sensibilisieren sie für das Thema Personalentwicklung. In einem nächsten Schritt analysieren wir, welche Kompetenzen bei den Beschäftigten vorhanden und welche zukünftig notwendig sind. Dann wird geschaut, welche Herausforderungen an erster Stelle stehen, ob es dafür bereits Angebote gibt bzw. ob welche entwickelt werden müssen. Auch die begleitende Umsetzung von Qualifizierungsangeboten spielt eine Rolle und natürlich die Qualitätssicherung. Bisher wurden solche Weiterbildungsbedarfe wie Kommunikation, Qualifizierung ausbildender Fachkräfte oder eine Weiterbildung zur CNC-Fachkraft identifiziert. Auch Schweißen und Hochvolttechnik sind nachgefragte Themen.Darüber hinaus werden Geschäftsführungen bei der strategischen Personalentwicklung unterstützt -zum Beispiel beim Onboarding-Prozess, der Kompetenzfeststellung oder der Begleitung von betrieblicher Weiterbildung.

Welche Formate werden in Anspruch genommen?

Neben klassischen Weiterbildungsformaten wie Workshops und/oder Trainings in Unternehmen bieten wir in Kooperation mit Weiterbildungsverbünden aus Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg eine „Digitale Unternehmensreise“ an, in der abwechselnd aus den Verbünden betriebliche Fallbeispiele als Best Practice vorgestellt werden. In Kooperation mit dem Qualifizierungsnetz Brandenburg gibt es noch in diesem Monat eine gemeinsame Veranstaltung, ein Unternehmerfrühstück. Darüber hinaus gibt es Infoveranstaltungen – und auf Messen, diversen regionalen Netzwerktreffen sind wir auch immer gerne mit dabei.

Haben sich Weiterbildungs-Communities gebildet? 

Wie es sich für einen Verbund gehört, schauen wir natürlich auch, welche betriebsübergreifenden Weiterbildungsbedarfe sich identifizieren lassen. Diesbezüglich gibt es tatsächlich erste Ansätze; z.B. haben sich zum Thema „Qualifizierung ausbildender Fachkräfte“ drei der Verbundunternehmen bereits vernetzt. In der Identifizierung weiterer Themen und der entsprechenden Angebotsentwicklung liegt definitiv ein Arbeitsschwerpunkt der verbleibenden Projektlaufzeit.

Findet ein Austausch mit anderen Weiterbildungsverbünden statt? 

Ein fettes JA mit drei Ausrufezeichen! Alle Weiterbildungsverbünde haben in ihren Zuwendungsbescheiden Verbünde genannt bekommen, mit denen sie sich vernetzen und Kooperationsvereinbarungen abschließen sollen. Wir haben damals die Initiative ergriffen und alle Berliner Weiterbildungsverbünde an einen Tisch geholt und eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung getroffen. Ein wichtiger Punkt darin war die Etablierung eines projektübergreifenden Beirats der WBVs aus Berlin, denn eigentlich sollte jeder WBV einen eigenen Beirat gründen. Wir haben dann noch die zwei Brandenburger WBVs kontaktiert und im April 2022 den projekt- und länderübergreifenden Beirat gegründet. Dort kommen neben den WBVs jetzt zweimal jährlich Vertreterinnen und Vertreter der beiden Länder (SenASGIVA & MWAE), der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, der Kammern (IHK & HWK) und der Sozialpartnerpartner (Gewerkschaften & Unternehmerverbände) zusammen und tauschen sich zu wichtigen Themen der Fachkräfteentwicklung und -sicherung in der Hauptstadtregion aus. Im Dezember 2023 fand ein Austausch im Beirat zu den Themen „Organisation der Verbundarbeit“ und „Erhebung des betrieblichen Weiterbildungsbedarfes“ statt. Die nächste Beiratssitzung ist für September geplant. Darüber hinaus sind wir – wie oben bereits erwähnt – mit dem Qualifizierungsnetz Brandenburg sowie WBVs aus Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg vernetzt. Außerdem werden die vom forum wbv angebotenen Veranstaltungen zum Austausch (talk im turm, barcamp …) mit anderen WBVs intensiv genutzt.

Kooperiert MEKA-BB mit den Zukunftszentren?

Die Vereinigung für Betriebliche Bildungsforschung (IBBF) als Zuwendungsempfänger hat sowohl mit dem Berliner als auch mit dem Brandenburger Zukunftszentrum Kooperationsvereinbarungen getroffen. Es findet ein regelmäßiger Austausch statt. Vom Berliner Zukunftszentrum liegt aktuell eine Einladung zu einer Kreativ-Workshopreihe zur Entwicklung eines gemeinsamen Transferkonzepts auf dem Tisch. Da sind wir gerne mit dabei!

Was nehmen Sie sich noch vor für das letzte Projektjahr?

Wie schon erwähnt, ist uns die Verfestigung bzw. Erweiterung des Verbundes eine Herzensangelegenheit. Auch die Entwicklung & Umsetzung weiterer (betriebsübergreifender) Qualifizierungsmaßnahmen steht auf der Agenda. Mit den Kammern sind wir im Gespräch bezüglich der Zertifizierung einer Qualifizierungsmaßahme zum/zur (Außer-)Betrieblichen Lernbegleiter/in. Ein dickes Brett sind die Bemühungen um eine stärkere Flexibilisierung bzw. Veränderung/Anpassung von Instrumenten zur Förderung betrieblicher Weiterbildung. Hier sind wir seit längerem im Gespräch mit der Bundesagentur für Arbeit auf Länder- und Kommunalebene, da aus unserer Sicht – und andere WBVs haben ähnliche Erfahrungen – die vorhandenen Förderinstrumente insbesondere für KMU zu unflexibel und kaum geeignet sind für eine bedarfsgerechte Qualifizierung von Beschäftigten (hoher Verwaltungsaufwand, keine passgenauen Angebote, 120 Stunden durch zertifizierte Träger für zertifizierte Maßnahmen). Hier ist noch viel Luft nach oben.

Wie könnte es nach Ende der Förderperiode weitergehen?

Unser WBV heißt ja „Modellhafte Etablierung einer Koordinierungsstelle zum Aufbau eines Weiterbildungsverbundes in Berlin-Brandenburg – MEKA-BB“. Die Funktion der Koordinierungsstelle übernimmt ZAL – momentan finanziert durch das BMAS und kofinanziert durch das Brandenburger Ministerium für Arbeit, Wirtschaft und Energie. Geplant ist, dass ZAL auch nach Projektende weiter als Koordinierungsstelle des Verbundes fungieren soll. Wie diese Dienstleistung nach Ende der Förderung finanziert werden kann, das ist die große Frage, deren Beantwortung in der verbleibenden Projektlaufzeit noch viel Kreativität erfordert.

 

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