Wie aktiv sind Berliner JOBSTARTER-Projekte in Sachen Kooperation, Verstetigung und Transfer?

Gespräch mit Peter Albrecht, geschäftsführendem Gesellschafter der GEBIFO * (Gesellschaft zur Förderung von Bildungsforschung und Qualifizierung mbH).


Kooperation und Austausch sind kein Selbstverständnis bei Projekten, die in derselben Region und in einem ähnlichen Bereich aktiv sind und möglicherweise unter dem Druck stehen, sich mit ihrer Arbeit zu profilieren. Wie gehen Berliner JOBSTARTER-Projekte damit um?

Peter Albrecht: „Erfreulicherweise kooperieren Berliner Projekten sehr gut miteinander. Ein wichtiges Instrument dafür ist auch der JOBSTARTER-Beirat, den es bislang nur in Berlin gibt, in dem alle Projekte vertreten sind, sowie auch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales (SenIAS), die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF), die Regionaldirektion sowie die Kammern, mit dem Ziel, sich besser kennenzulernen und Synergien zu den anderen herzustellen. Der Beirat besteht seit Januar 2019 und wird wieder Anfang des Jahres zusammenkommen.“

In welcher Form kooperieren die Projekte untereinander?

„Die Projekte, die im Bereich Digitalisierung aktiv sind, die Digitalisierungsförderlinien 3b, aus der 3. Förderungsrunde, tauschen sich im Netzwerk miteinander aus, sowie auch mit Betrieben, und nutzen gemeinsame Plattformen. Sie entwickeln und nutzen Angebote, die erst durch die Digitalisierung möglich sind, und von denen viele profitieren. Ein Beispiel dafür ist der sog. Digi-Koffer des Handwerkkammerprojektes DAKs, ein Beratungsinstrument für Unternehmen, das sehr gut ankommt.“

Bestehen auch mit JOBSTARTER-Projekten in anderen Bundesländern Kontakte?

„Ja, der Austausch unter JOBSTARTER-Projekten findet auch überregional statt, z.B. zwischen Arbeitsgruppen, die sich u.a. mit dem Thema „Train the Trainer“ befassen und Ideen und Erfahrungen von anderen Projekten in eigenen Weiterbildungsangeboten umsetzen. Das betrifft vor allem die Digitalisierungsprojekte. Eine ähnliche Bereitschaft, miteinander zu kooperieren, beobachte ich auch bei Berliner JOBSTARTER-Projekten der Förderrunde 4, die u.a. den Auftrag haben, Unternehmen und potenzielle Auszubildende zusammenzubringen.“

Machen sich diese Projekte die immer weniger werdende Auszubildende nicht strittig?

„Umgekehrt. Die drei Projekte in dieser Förderrunde 4 haben auf Arbeitsebene sehr schnell einen Kontakt zueinander gefunden. Sie tauschen sich gut aus, ergänzen sich und gehen auch gemeinsam auf Unternehmen und Jugendliche zu. Die Kooperation untereinander ist besonders positiv, da sich die Projekte mit ihren eigenen Schwerpunkten ergänzen. Regelmäßige Stammtischtreffen haben bei Berliner Projekten Tradition; früher hatten einige sogar einen gemeinsamen Messestand bei Bildungsmessen, von dem jeder profitiert hat, weil jeder seinen Schwerpunkt hatte. So konnten sie an einem gemeinsamen Stand viele verschiedene Angebote machen.“

Wie werden Ergebnisse aus der Projektarbeit Kooperationspartner zugänglich gemacht?

„Ein Beispiel ist die Bestandsaufnahme der Praktikumsformate, die das Projekt ToP Start gemacht hat. Davon gibt es in Berlin eine große Vielfalt: Praktika unterscheiden sich sehr stark sowohl im Alter der Zielgruppe als auch im Praktikumsziel. Dieser Überblick bietet Schlüsselinformationen für die Unternehmen, wenn sie einen Praktikumsplatz anbieten: es macht ihnen leichter, passende Praktikumsprofile und -angebote zu entwickeln. Insbesondere die vielen älteren potenziellen Azubis, die die Oberstufenzentren frequentieren, können damit erreicht werden. Die Bestandsaufnahme wird auch anderen zur Verfügung gestellt, und ähnliches wird jetzt auch für die Situation in Brandenburg erstellt.“

Inwieweit profitieren Projektmitarbeiter*innen vom Austausch und Transfer?

„Vernetzung ist eine wichtige Aufgabe, damit andere Strukturen von den Ergebnissen und Erkenntnissen profitieren können. Allerdings sollte die Einarbeitung der Mitarbeiter umfassender konzipiert werden. Alle unsere Werkzeuge, die verbreiten sich nicht dadurch, dass sie in einem Buch stehen. Mit neuen Schulungen und Austauschformaten für Mitarbeiter könnten wir eine größere Nachhaltigkeit erreichen, als wenn das Ganze nur gesammelt und beschrieben wird. Wir haben im JOBSTARTER angefangen, ein Starterpaket für die Mitarbeiter zu machen, aber Schriftliches erreicht die Menschen leider nicht so effektiv. Zu den zentralen bundesweiten Veranstaltungen können auch nur jeweils zwei Menschen pro Projekt, das sind zu wenige, die direkt erreicht werden. Daher freue ich mich sehr, dass die Mitarbeiter zwischen den Projekten kommunizieren, sich auf einem sehr kurzen Weg austauschen, gemeinsam nach Lösungen suchen und dadurch sich auch immer wieder voranbringen und sich weiterentwickeln. Das ist das Schönste, was wir sehen können: dass es funktioniert.“

(*) GEBIFO (Gesellschaft zur Förderung von Bildungsforschung und Qualifizierung mbH) berät und begleitet Unternehmen zu Strategien der Fachkräftesicherung und unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Aus- und Weiterbildung ihres Personals. Gemeinsam mit regionalen Partnern setzt das 1993 gegründete Unternehmen Projekte in den neuen Bundesländern und Berlin um. Als JOBSTARTER-Regionalbüro Ost ist GEBIFO Ansprechpartner für die neuen Länder und Berlin und unterstützt die geförderten Projekte aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.


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