Entwicklungspartnerschaft "bridge"
Die Berliner EQUAL Entwicklungspartnerschaft (EP) bridge (www.equal-bridge.de) – bestehend aus 18 Teilprojekten in 13 Unternehmen und Institutionen in Berlin und Brandenburg – hatte zum Ziel, bei Asylsuchenden und geduldeten Flüchtlingen durch gezielte, individuelle Qualifizierung, Beratung, Therapie und Begleitung Beschäftigungsfähigkeit aufzubauen bzw. zu erhalten sowie sie auf eine mögliche Integration in Deutschland bzw. Reintegration im Heimatland vorzubereiten.
Die EP wurde von der KOMBI Consult GmbH (www.kombiconsult.de ) koordiniert in enger Kooperation mit dem Beauftragten für Integration und Migration. Unter anderem wurden folgende innovative Instrumente entwickelt und eingesetzt:
  • Guidance Counseling System (GCS) :ein Weiterleitungssystem zur integrierten Betreuung, Beratung und Qualifizierung von Asylsuchenden und geduldeten Flüchtlingen mit den Elementen: Kompetenzerfassung, Kompetenzentwicklung, Kompetenzeinsatz durch Vermittlung in Praktika
  • Zur Dokumentation von Struktur und Funktionsweise des Netzwerkes wurde ein Qualitätshandbuch erstellt, das auf andere Leitsysteme und Netzwerke dieser Art transferierbar ist
  • Ein System zur Kompetenzerfassung, in dem verschiedene Methoden zur Anwendung kommen: Tests (Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaft), Übungen, Rollenspiele und biografische Interviews.)
  • Ein Video zum Thema Asyl
Die EP bridge baute nachhaltige Beratungs- und Qualifizierungsstruktur für die Zielgruppen auf. Die Kompetenzentwicklung der TN stand dabei im Vordergrund und wurde durch die folgenden Schritte erreicht:
  • Kompetenzerfassung
  • Kompetenzentwicklung mit Hilfe von Bildungsangeboten
  • Kompetenzeinsatz in Praktika
Diese Schritte wurden durch Querschnittsbereiche untermauert:
  • Psychosoziale Betreuung (insbesondere für Folteropfer)
  • Soziale- und Rechtsberatung
  • Begleitung mit Hilfe von Mentor/innen
Die Kompetenzerfassung für jeden einzelnen Teilnehmenden stand am Anfang. Je nach vorhandenen Kompetenzen wurde dann in die unterschiedlichen Angebote weitergeleitet. Dadurch fungierte bridge als One-Stop-Agency für die Zielgruppe.
Die Bildungsangebote für jugendliche und erwachsene Asylsuchende und Flüchtlinge, die mit einer Duldung in Berlin/ Brandenburg leben, bezogen sich auf folgende Bereiche:
  • Sprachkurse in Deutsch/ Fachdeutsch
  • Computer/EDV
  • Gesundheit und Pflege
  • gewerblich-technische Berufe (Metall und Holz)
  • Kfz
  • kaufmännische Berufe (Buchhaltung, Rechnungswesen)
  • Existenzgründung
Die Qualifizierungsangebote waren modular aufgebaut und ergänzten einander. Sie wurden auf die individuellen Bedürfnisse und Kompetenzen der Teilnehmenden, ihre beruflichen und sprachlichen Vorkenntnisse, Alter, Geschlecht und voraussichtliche Länge des Aufenthalts in Deutschland flexibel zugeschnitten. Die Qualifizierungsmodule dauerten von zwei Wochen bis zu drei Monaten. Es konnten mehrere Module hintereinander belegt werden. Die erfolgreiche Teilnahme an einem Modul wurde bescheinigt und in einem Kompetenzpass (Entwicklungsplan/Entwicklungsprofil) festgehalten.
bridge unterstützte Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei ihrer Suche nach alternativen Qualifizierungsangeboten in Berlin und Brandenburg.
bridge half bei der Suche nach Praktika, in denen die erworbenen Kenntnisse erprobt und weitere berufliche Erfahrungen gesammelt werden konnten.
Die Praktika wurden durch die TP der EP begleitet.
Die EP war strukturiert als Guidance Counselling System (Weiterleitungssystem). Das heißt die TP wirkten zur passgenauen und individuellen Weiterleitung der TN zusammen, von der Kompetenzerfassung über die Kompetenzerweiterung bis hin zum Kompetenzeinsatz. In die Sozial-, Rückkehr und Rechtsberatung, Begleitung sowie Therapie konnte auch parallel zur Qualifizierung vermittelt werden. Ein TN konnte mehrere Angebote wahrnehmen.
Jedes Teilprojekt nahm im GCS eine spezifische Funktion wahr. Die TP arbeiteten eng verzahnt zusammen, ihre jeweiligen Funktionen waren dabei aufeinander abgestimmt. (Eine grafische Übersicht befindet sich auf der Website www.equal-bridge.de)
Die Kompetenzerfassung nahm innerhalb des GCS eine zentrale Stellung ein. Auf der Basis der Kompetenzerfassung wurde ein individueller Entwicklungsplan für die Teilnehmenden erarbeitet.

Beispiele:

Insgesamt konnten 1.057 Asylsuchende u. Flüchtlinge ganz gezielt z. T. in bis zu 5 Angebote weitergeleitet und individuell qualifiziert, beraten und betreut werden. Diejenigen, die aufgrund ihres Status eine Arbeit aufnehmen konnten, waren somit für die Aufnahme einer Tätigkeit bereits vorbereitet. 51 Personen konnten während der letzten 5 Monate von bridge in Ausbildung, 15 Personen in Arbeit vermittelt werden. Das ist ein Indiz für das schnelle Reagieren, die Flexibilität und Effektivität des Netzwerkes. Denn Vermittlung in Arbeit und Ausbildung dieser schwer zu vermittelnden Zielgruppe war nicht ursprüngliches Ziel der EP und erst ab August 2007 (Änderung des Zuwanderungsgesetzes) überhaupt in größerem Maße möglich.
Besonders erfolgreich verlief die Vermittlung von jungen Flüchtlingen in Ausbildung bei Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH nach systematischer Vorbereitung durch die Partner BZFO und BBZ auf die Auswahltests von Vivantes. Dort war man an den sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen der Teilnehmer/innen interessiert, denn das Unternehmen hat immer mehr Kundschaft mit Migrationshintergrund und muss sein Personal entsprechend diversifizieren.
Auf Grund dieses Kooperationsmodells wurde 2006 ein zusätzliches TP beim BZFO angesiedelt, das auch im kaufmännischen und handwerklichen Bereich junge Angehörige der Zielgruppe auf Ausbildung vorbereitete und vermittelte. Dieses neue TP fand seine kooperierenden Unternehmen durch die politische Unterstützung des Beauftragten für Integration und Migration. Auf seine Anregung hin wurden von der Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales runde Tische für große Berliner Unternehmen ins Leben gerufen, um sie für die Zielgruppe zu sensibilisieren und für die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu öffnen.
Ein weiteres Beispiel ist das im Rahmen des transnationalen Projektes Concentus (siehe website http://www.transnat.equal-bridge.de) entstandene Video zum Thema Asyl (dt./engl.). Es wurde vom deutschen Partner in allen Partnerländern gedreht. Im Rahmen des Mainstreaming wurde es an über 60 Schulen verteilt.

Expertise:

Weitere TP und Kontaktpersonen finden Sie auf der Seite http://www.equal-bridge.de

Perspektiven:

Es besteht eine enge Kooperation mit dem Integrationsbeauftragten des Berliner Senates, der Erfahrungen und Kontakte zu Politik und Wirtschaft in bridge eingebracht hat, z.B. mit der Einbindung regionaler Unternehmen (BSR, DB; Vivantes etc.)
Mit bridge ist in Berlin eine Institution entstanden, die wenn auch nicht formal, so doch informell zum Wohle der Zielgruppe auch weiterhin zusammenarbeitet. Auf jeden Fall werden in Zukunft TP der EP bridge zur Antragstellung insbesondere mit Bezug auf die Zielgruppe eng kooperieren.
Derzeit arbeiten bereits einige kleinere Netzwerke auf der Basis der entstandenen Beziehungen von bridge weiter. Eines davon wird von KOMBI Consult GmbH koordiniert, aus Bundesmitteln finanziert. Es wendet das Kompetenzerfassungssystem von bridge in modifizierter Form an, so dass es auf die Zielgruppe der Analphabeten anwendbar sein wird.
Das International Office for Immigration ((IOM) und die Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte im Bereich der Migration und der Entwicklungszusammenarbeit (AGEF) waren u.a. im Beirat von bridge vertreten. In zukünftigen Projekten sollen auch die Integrationsbeauftragten der Arbeitsagenturen und Jobcenter einbezogen werden.
Gemeinsam mit dem thematischen EQUAL-Netzwerk Asyl wurde ein Memorandum für die Bundesregierung erstellt zur Eröffnung von Chancen für die berufliche Integration der Zielgruppe Asylsuchende und geduldete Flüchtlinge.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Bundesregierung zum neuen Sonderprogramm für die vom Zuwanderungsgesetz betroffenen Zielgruppen beraten.

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