Zu den Chancen von Corporate Social Responsibility im Mittelstand: Erfahrungen aus dem Projekt CSR Regio.Net

Eine strategische Verankerung von Corporate Social Responsibility lohnt sich auch für kleine und mittlere Unternehmen. Wie eine solche umgesetzt werden kann und Unternehmen von ihrem gesellschaftlichen und ökologischen Engagement profitieren, wurde auf der von UPJ und der u.bus Gmbh durchgeführten Projekttagung am 30. September 2014 in der Hessischen Landesvertretung in Berlin diskutiert. Im Rahmen des dreijährigen Projekts CSR Regio.Net wurden insgesamt 75 Unternehmen in acht Regionen darin beraten, wie sie ihre CSR-Aktivitäten ausweiten und strategisch nutzen können. CSR Regio.Net wurde im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „CSR-Gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand“ von der UPJ-Bundesinitiative in Zusammenarbeit mit acht regionalen Partnern durchgeführt.

Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen gewinnt zunehmend an Bedeutung: Nicht nur KundInnen, auch MitarbeiterInnen erwarten heutzutage eine nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen – eine Entwicklung, die auch in den Strategien und Richtlinien auf europäischer Ebene widergespiegelt wird. In der Mitteilung der Kommission zur EU-Strategie für die soziale Verantwortung der Unternehmen von 2011 werden die Unternehmen „im Sinne einer optimierten Schaffung gemeinsamer Werte […] ermutigt, „ein langfristiges CSR-Konzept einzuführen und Möglichkeiten zur Entwicklung innovativer Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle auszuloten, die zum Wohlergehen der Gesellschaft und zur Schaffung hochwertigerer und produktiverer Arbeitsplätze beitragen.“  Im April dieses Jahres ging das Europäische Parlament noch einen Schritt weiter und beschloss eine  CSR-Berichterstattungsrichtlinie, der am Montag dieser Woche auch der Rat zustimmte. Auch wenn die Richtlinie nur für bestimmte große Unternehmen von öffentlichem Interesse verpflichtend ist, werden hier Vorgaben gemacht, die auch für den Mittelstand von Bedeutung sein dürften.

Auch mittelständische Unternehmen sollten sich mit dem Thema strategisch auseinandersetzen, um mögliche Wettbewerbschancen nicht ungenutzt zu lassen, wie auf der Tagung mehrfach angemerkt wurde. Mit einer ökologisch oder sozial nachhaltigen Ausrichtung können sich neue Marktchancen eröffnen und mit einer guten Mitarbeiterbindung Fachkräftemangel vorgebeugt werden. In einem moderierten Gespräch und drei umfassenden Praxisberichten schilderten teilnehmende Unternehmen, welche CSR-Maßnahmen – von Aktionstagen, über Schulkooperationen bis hin zu einem Krisentelefon für MitarbeiterInnen – im Rahmen des Projekts durchgeführt wurden. Auch die bei der Umsetzung erlebten Hürden und Herausforderungen waren ein Thema und es wurden Empfehlungen für andere Unternehmen ausgesprochen.


Lessons Learned

„Es reicht nicht, sich CSR auf die Fahnen zu schreiben, es muss im Unternehmen gelebt werden“ – dieser Satz fiel mehrfach im Laufe des Tages und zeigt auch einige der Hürden in der Durchführung von CSR auf. Die Umsetzung einer umfassenden CSR-Strategie braucht Zeit und erfordert ein kontinuierliches Engagement sowie personelle und finanzielle Ressourcen. Denn CSR ist kein „Projekt, sondern ein Prozess“ – auch dies wurde betont. Die allermeisten kleinen und mittleren Unternehmen engagieren sich bereits für soziale oder Umweltzwecke. Ziel muss es daher sein, dieses Engagement strategisch nutzbar zu machen und seine Wirkung somit zu vergrößern.

Die Einbeziehung der Führungsebene ist dabei von zentraler Bedeutung, doch alle MitarbeiterInnen müssen mitgenommen werden. Dazu hat sich oft auch als hilfreich erwiesen, statt dem abstrakten englischen einen „handhabbaren“ deutschen Begriff zu finden, unter dem sich jeder etwas vorstellen kann. Außerdem mussten einige der Unternehmen im Laufe des Projekts feststellen, dass sie sich sehr viel vorgenommen hatten: Voller Tatendrang stürzten sie sich auf alle vier CSR-Handlungsfelder Markt, Umwelt, Arbeitsplatz und Gemeinwesen gleichzeitig und mussten später einsehen, dass dies mehr Zeit und Ressourcen erfordert als angenommen. Allerdings kann es sich auch lohnen, zwei Handlungsfelder miteinander zu verbinden: Ein sozialer Aktionstag oder eine Umweltaktion können z.B. auch der Mitarbeiterbindung dienen.

Wichtig ist, dass das Unternehmen ein CSR-Konzept entwickelt, das zu seinem Profil passt. Dabei müssen auch mal unangenehme Entscheidungen getroffen werden, und eine langjährige Spendenbeziehung beendet werden, falls dies finanziell oder strategisch notwendig ist, um eine klarere Ausrichtung der Unternehmensverantwortung zu erreichen. Denn eine erfolgreiche CSR-Strategie ist kein philantropisches Projekt, sondern braucht neben dem Social Case auch immer einen Business Case, um ein langfristiges Engagement zu gewährleisten.

Als hilfreich hat sich das Konzept des „Kümmerers“ erwiesen, der als Ansprechpartner zum Thema fungiert. Nicht nur die interne Kommunikation, auch der vertrauensvolle Austausch im Rahmen der regelmäßig von UPJ durchgeführten Workshops konnte dadurch erleichtert werden, dass immer die gleiche Person anwesend war.

Ebenfalls als wichtig erachtet wurde die externe und interne Kommunikation. Für beides jedoch gilt: Erst kommunizieren, wenn bereits etwas umgesetzt wurde!


Fazit

Mit dem Projekt wurde ein Anstoß für den Ausbau und die strategische Verankerung von verantwortlicher Unternehmensführung im Mittelstand gegeben. Nun gilt es, das Thema weiter in die Fläche zu tragen und Erfahrungen und Erkenntnisse weiterzugeben.

Gute Beispiele braucht es auch, um Vorurteile abzubauen und Greenwashing gute Praxis entgegenzustellen – ein Thema, das ebenfalls zur Sprache kam. Nichtsdestotrotz: Einig ist man sich, dass  Corporate Social Responsibility weiter an Bedeutung gewinnen wird. Nicht umsonst hat das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile auch in den Universitäten Eingang gefunden. CSR ist damit schon lange mehr als nur ein Trend und auch wenn die entsprechende EU-Richtlinie zumindest für KMU weiterhin nur freiwillige Verpflichtungen schafft, ist bereits klar, dass die Anforderungen – und damit aber auch die Chancen – weiter wachsen werden.

Videos der Veranstaltung sowie die Präsentationen der Vortragenden können auf http://www.csrregio.net abgerufen werden.

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